Neues aus der Hölderlin-Gesellschaft
Jahrestagung vom 23. bis 26. Mai 2024 in Lauffen am Neckar
Einladung zur Jahrestagung in Lauffen am Neckar
Hölderlins Anfänge
Erstmals in der Geschichte der Hölderlin-Gesellschaft findet die Jahrestagung im Geburtsort von Friedrich Hölderlin, dem Neckarstädtchen Lauffen statt. Von Donnerstag, 23. Mai bis Sonntag 26. Mai 2024 laden wir Sie zu Vorträgen, Arbeitsgruppen und einem abwechslungsreichen kulturellen Begleitprogramm ein.
Präsident Johann Kreuzer:
"Das zurückliegende Jahr hat Geschehnisse mit sich gebracht, die wir wohl alle für nicht mehr möglich gehalten haben. Ich denke hier vor allem an den Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober, die kriegerischen Auseinander-setzungen, die ihm folgten, und die diversen Antisemitismen, die sich anschließend unverhohlen zu zeigen begonnen haben. Einmal mehr wird deutlich, daß Kultur kein Besitzstand, sondern jederzeit gefährdet ist. Um so mehr hoffe ich – und wünsche uns allen –, daß dieses Jahr Wendungen zum Besseren bringt!
Zu diesem Jahr gehört unsere nächste Jahrestagung, die in Lauffen am Neckar, dem Geburtsort Friedrich Hölderlins, stattfinden wird. Es ist höchste Zeit, daß wir uns im 78. Jahr des Bestehens unserer Gesellschaft zur 38. Jahrestagung „an der Quelle“, im Klosterhof, an Neckar und Zaber treffen. Weil dort alles anfing, lautet ihr Rahmenthema „Hölderlins Anfänge“: „Dort“, so Hölderlin, „wo zuerst mich/ Deiner gestaltenden Stralen mich einer betraf./ Dort begann und beginnt das liebe Leben.“ (Stutgard, 2. Fassung). Was gehört zur Topologie dieses Anfangens, was zeichnet es aus? – auf die Auseinandersetzung mit diesen Fragen bin ich gespannt und lade Sie zur Tagung in Lauffen sehr herzlich ein."
Turmvortrag mit Prof. Dr. Dieter Burdorf
am Do, 25. April 2024, 19.00 - 21.00 Uhr
Hölderlinturm Tübingen
Anmeldung:
https://app.cituro.com/booking/stadtmuseumtuebingen#step=1
Der Eintritt ist frei
Prof. Dr. Dieter Burdorf
Neuere deutsche Literatur und Literaturtheorie
Universität Leipzig
Elegische Weltbetrachtung.
Lange Zeit wirkte Hölderlin vor allem mit seiner hymnischen Welthaltung und seinen utopischen Impulsen auf nachfolgende Dichterinnen und Dichter. In den vergangenen Jahrzehnten wurden aber auch immer wieder die elegischen, Trauer, Verlust und Bedrohung thematisierenden Züge seines Werks poetisch aufgegriffen und weitergeführt. Für Schreibende und Lesende im fortgeschrittenen Lebensalter geht davon ein besonderer Reiz aus; häufig geht es um Rückblicke auf verlorene Kindheits- und Jugendwelten. In den Zeiten von Pandemie und neuen Kriegen scheint der Hölderlin der „bleiernen Zeit“ ein Autor der Stunde zu sein. Gezeigt wird das an etwas älteren (Hamm, Sebald) und an aktuellen dichterischen Hölderlin-Adaptionen (Krüger, Rakusa).
Hölderlin-Spuren bei Peter Hamm, W. G. Sebald, Michael Krüger und Ilma Rakusa
Aus den Hölderlinstädten:
Hölderlin in Bad Homburg vor der Höhe
Eine neue, wunderschön illustrierte Broschüre informiert über die Hölderlinorte in der Kurstadt Bad Homburg:
"... zweimal zwei Jahre lebte der Dichter in der kleinen
Residenzstadt Homburg vor der Höhe. Gemeinsam mit
Ihnen möchten wir einige Pfade betreten, die auch
Hölderlin beschritt. Es sind Orte, die er aufsuchte, um
Menschen zu begegnen, mit denen er gewöhnlichen
Umgang pflegte – Regierungsbeamte, Lehrer, Pfarrer
Seifgrund
und auch Isaac von Sinclairs Familie. Wir finden auch
Orte, an denen er mit seinen Geistesfreunden diskutierte
und philosophierte. Ein zentraler Punkt war auch das
Feldbergstr Landgrafenschloss, wo man ihm freundlich begegnete
und ihn als Dichter schätzte"
Broschüre: Hölderlin in Bad Homburg
Jahrbücher 39 bis 41 sind online verfügbar
Zu Jahresbeginn 2024 war es möglich, die Jahrbücher 39 (2014/2015), 40 (2016/2017) und 41 (2018/2019) im Open Access zur Verfügung zu stellen. Die Gesellschaft hat dem Brill/Fink-Verlag hierfür eine Entschädigung gezahlt und alle Beiträge können so zeitnah, im Fall des Jahrbuchs 41 bereits nach 5 Jahren, kostenlos genutzt werden
Das neue Jahrbuch 43 (2022/2023) ist redaktionell abgeschlossen und steht demnächst zur Verfügung. Den Mitgliedern wird es, wie gewohnt, zugestellt.
Aus den Hölderlinstädten:
Rauhe Rhythmen in Bad Homburg
Buchpräsentation
Mittwoch, 17. Januar 2024, 19.00 Uhr -WETTERBEDINGT ABGESAGT!
wurde verlegt auf Mittwoch, 21. Februar 2024, 19.00 Uhr
Villa Wertheimber, Tannenwaldallee 50, 61348 Bad Homburg
Raue Rhythmen - Friedrich Hölderlins Nachtgesänge
Professor Dr. Achim Geisenhanslüke
Lehrstuhl für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt
"Raue Rhythmen stellt Hölderlins Nachtgesänge, die letzten der von ihm zu Lebzeiten veröffentlichen Texte, zum ersten Mal als einen zusammenhängenden Zyklus dar. Der Begriff des Rhythmus erlaubt es, Hölderlins geschichtliche Signatur auf dem Weg der Moderne nachzuzeichnen und die Sonderstellung seiner Dichtung im Vergleich zu Schiller und Goethe herauszustellen. Die Studie richtet sich an Literaturwissenschaftler, Philosphen, Historiker sowie alle Hölderlinleser.
so der Verlag. Mit dieser Veranstaltung bedankt sich die Stadt Bad Homburg für das großzügige Vermächtnis von Prof. Dr. Hans-Peter Geh zugunsten des Stadtarchivs zur Erweiterung und Verwendung der "Sammlung Hölderlin"
Eintritt frei - Anmeldung nötig bis 17.2.2024 unter
kultur@bad-homburg.de
D.E. Sattler am 1.12.2023 in Treia beigesetzt
Im Zweifel gilt Sinn
Am 19. November 2023 ist der Herausgeber der Frankfurter Hölderlin-Ausgabe, Dietrich Eberhard Sattler im Alter von 84 Jahren verstorben. An seinem Wohnort in Treia fand am Freitag, 1. Dezember 2023 die Traufereier statt. Die Hölderlingesellschaft hat ihm viel zu verdanken. In seiner Funktion als Vizepräsident unserer Gesellschaft nahm Klaus-Peter Waldenberger an der Trauerfeier und der anschließenden Beisetzung von D.E. Sattler teil und legte einen Kranz am Grab des Verstorbenen nieder.
Unser Beiratsmitglied Roland Reuß hat für die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen Nachruf verfasst, der in der gebotenen Klarheit auf das Leben und die Wirkung D.E. Sattlers eingeht:
Hölderlins wichtigster Herausgeber
Ansprache Pastor Thomas Petersen, Kirchengemeinde Treia
Tübinger Turmvorträge
Beeindruckender Neustart mit Rüdiger Görner - "Hölderlins Klagen um Tempora"
Drum, da gehäuft sind rings
Die Gipfel der Zeit, ...
Mit zwei Verszeilen aus der Patmos-Hymne startete Rüdiger Görner den ersten Turmvortrag seit immerhin 12 Jahren in Räumlichkeiten, so berichtete er zuvor anekdotisch, die beinahe einmal sein Arbeitsplatz geworden wären. Im März 1981 hatte ihm, dem Student bei Jochen Schmidt, der damalige Präsident der Hölderlin-Gesellschaft, Uvo Hölscher, den (Halbtags-) Job eines kuratierenden Turmwächters als "Zubrot" angeboten. Er war versucht, dieses Angebot anzunehmen, dann führte ihn der Weg aber im September 1981 nach London und in diesen Tagen endete der Lebensabschnitt in Großbritannien nach über 4 Jahrzehnten mit der Rückkehr nach Deutschland. "Dem Turm konnte nichts besseres geschehen, als dass ihm der Türmer Rüdiger Görner erspart geblieben ist", so meinte er augenzwinkernd, der Job ging an Barbara Wiedemann-Wolf.
Und dieser erste Vortrag im "neuen" Turm war dann gleich eine Belastungsprobe. 50 Zuhörer auf knappem Raum, 20 Mithörende und Mitsehende im Livestream,
https://www.youtube.com/watch?v=D5Z--HRbQMA
der komplikationslos startete, dann aber jäh mit der Arbeitsverweigerung des Turm-WLAN nach 43 Minuten abbrach. Die eifrigen IT-Administratoren hatten den Breitband-Anschluss dankenswerterweise ertüchtigt, leider aber mit einem zeitlichen Nutzungslimit versehen - ein bisschen wie bei einer kostenlosen Zoom-Konferenz, nur dass er nicht neu gestartet werden konnte. Ärgerlich, aber künftig vermeidbar - so steht leider nur die erste Hälfte des Vortrags zur Nachbetrachtung zur Verfügung. Allerdings wird der vollständige Text als Turmvortrags-Heft erscheinen. Die Initiatoren Elena Polledri, Jörg Robert und Marlene Meuer bereiten diese Veröffentlichung im Verlag Königshausen & Neumann vor.
So darf man sich heute schon auf den zweiten Turmvortrag im neuen Kleid freuen - am Donnerstag, 25. April 2024, 19.00 Uhr mit Dieter Burdorf.
Ein herzliches Dankeschön der Geschäftsstelle an alle Mitwirkenden, im Besonderen den Akteuren im Turm unter der Leitung von Florian Mittelhammer.
Hommage à Härtling - der große Klang
Ausstellung zu Härtlings 90. Geburtstag am 13.11.2023
Peter Härtling war gerade 12 Jahre alt, als er im April 1946 am Nürtinger Bahnhof aus einem Viehwaggon ausstieg. Es sollte der Beginn einer lebenslangen, nicht konfliktfreien Beziehung zu der Stadt sein, in der Friedrich Hölderlins "der Mutter Haus" stand. Dem Dichter fühlte er sich verbunden, schrieb den Roman "Hölderlin" und amtierte von 1998 bis 2006 als Präsident unserer Gesellschaft.
Damals, in den Nachkriegsjahren, arbeitete Hildegard Ruoff in der Leihbücherei der Arbeiterwohlfahrt - dort lernte sie den Flüchtlingsjungen, kennen, stellte ihn 1948 ihrem Mann, dem Nürtinger Maler und Bildhauer Fritz Ruoff vor. Obschon dieser beinahe 30 Jahre älter war, entstand eine tiefe Freundschaft - auf diese blickt die am 24. September 2023 eröffnete Ausstellung eindrucksvoll zurück, ebenso wie das an diesem Anlass vorgestellte neueste SPUREN-Heft (Autor: Andreas Warausch) des DLA Marbach. Unter den über 100 Gästen der Ausstellungseröffnung waren auch der Ehrenpräsident der Hölderlin-Gesellschaft, Prof. Dr. Gerhard Kurz sowie der langjährige Leiter der ALIM, Marbach, Prof. Dr. Thomas Scheuffelen.
Ausstellungsort ist die Fritz- und Hildegard Ruoff-Stiftung in der Schellingstraße 12 - verwaltet wird sie von der Stadt Nürtingen - geöffnet bis 19. November 2023 jeweils Samstag/Sonntag von 14- 18 Uhr.
Zur Erinnerung an unser Ehrenmitglied Prof. Dr. Michael Franz
Klaus-Peter Waldenberger ist Geschäftsführer
Zum 1. Juni 2023 ist unsere langjährige Geschäftsführerin Eva Ehrenfeld in den Ruhestand getreten. Bis 31. Juli 2023 nahm Vizepräsident Klaus-Peter Waldenberger diese Tätigkeit im Ehrenamt wahr. Nachdem er zum 31. Juli 2023 nach 24 Jahren aus seinem Hauptamt als Bürgermeister der Hölderlinstadt Lauffen am Neckar ausgeschieden ist, konnte er seine neue Aufgabe als künftiger Geschäftsführer der Gesellschaft zum 1. August übernehmen. Wie seine Vorgängerin wird er montags und dienstags von 9 - 17 Uhr im Hölderlinturm, 2. OG, anzutreffen sein.
Präsidium und Vorstand danken Eva Ehrenfeld für ihren Einsatz in unserer literarischen Vereinigung. Sie wird Friedrich Hölderlin verbunden bleiben und leitet weiterhin das Museum Hölderlinhaus in Lauffen am Neckar, dem Tagungsort unserer Jahrestagung 2024.
Nachwuchstagung des Jungen Hölderlinforums ,Verjüngung‘ in Hölderlins Werk und Zeit
9. – 10. Juni 2023, Villa Wertheimber in Bad Homburg vor der Höhe
Die erste Tagung des Jungen Hölderlinforums beleuchtet unter verschiedenen Perspektiven den Ideen- und Motivkomplex der "Verjüngung" in Hölderlins Werk, in zeitgenössischen Kontexten, in ideengeschichtlichen Vorläufern und möglichen Nachwirkungen.
Übergabe der Akten der Hölderlin-Gesellschaft an das Stadtarchiv Tübingen
Am 19. April 2023 wurden die über Jahrzehnte hin gesammelten Akten der Hölderlin-Gesellschaft in einem feierlichen Akt an das Stadtarchiv der Universitätsstadt Tübingen übergeben. Von den Anfängen, also auch den Vorläufer-Organisationen der Gesellschaft ab den 1920er Jahren, den literarisch-philosophischen Auseinandersetzungen und den Diskussionen über die Gesamtausgaben im 20. Jahrhundert reicht die Bandbreite der 203 Ordner, die 17 Regalmeter des Stadtarchivs ausmachen.
Die Erschließung der Akten erfolgte in Heidelberg. Großer Dank gebührt hier den Beteiligten: allen voran Prof. Roland Reuß als Initiator, für die Erschließung Prof. Andrea Albrecht, Sandra Schell und Patrick Baumann. Nur durch die großzügige Finanzierung der VW-Stiftung wurde das Projekt ermöglicht.
Stadtarchivar Udo Rauch präsentierte drei Beispiele aus der umfangreichen Schenkung. Ein Findbuch, das über das Tübinger Stadtarchiv eingesehen werden kann, steht für die Forschung und für Interessierte zur Verfügung.
Eröffnung Hölderlinhaus Nürtingen
Der ehemalige „Schweizerhof“ an der Nürtinger Neckarsteige, das Haus der Familie Gok-Hölderlin, wurde am 20. April - neu gebaut und neu gestaltet- der Öffentlichkeit vorgestellt. Die „Bel Etage“, in der die Familie wohnte, ist mit einer Dauerausstellung zu Friedrich Hölderlin ausgestattet. „Möcht‘ ich ein Komet sein?“ ist die übergeordnete Frage, die in den Bögen, die Hölderlins Leben genommen hat, optisch umgesetzt wird, mit Texten und Zitaten flankiert. Attraktives Element sind kleine Bildschirme, die die Handschrift und die lesbare Umschrift per Fingerbewegung Zeile für Zeile nachlesbar machen.
(Rede zur Eröffnung von Prof. Thomas Schmidt, Marbach)
Italien
Das interdisziplinäre Projekt "Associazone Italiana Studi su Hölderlin" (AISH): "Hölderlin e noi: intrecci e costellazioni, traduzioni e riscritture" wurde am 17. Dezember 2022 in Italien vorgestellt.
Editionsarchiv von D.E. Sattler in Bad Homburg v.d. Höhe
Bibliothek und Editionsarchiv des Hölderlin-Forschers D.E. Sattler sind seit März 2021 in der Villa Wertheimber untergebracht und zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs zugänglich. Die Sammlung wurde der Stadt Bad Homburg v.d. Höhe als Dauerleihgabe - auch für Forschungszwecke - zur Verfügung gestellt.
Die Dauerausstellungen in Lauffen a.N. und Tübingen
Im Geburtsort Lauffen am Neckar wurde das Haus der Familie Hölderlin umfassend saniert und ist seit Juli 2020 mit einer neu konzipierten Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit zugänglich.
Kontakt: hoelderlinhaus@lauffen.de
Die Öffnungszeiten:
Fr 15 bis 18 Uhr
Sa & So 13 bis 18 Uhr
Eintritt inkl. Audioguide 4 €, Schüler und Studierende frei
Weitere Informationen hier.
In Tübingen wurde der Hölderlinturm umgebaut und wurde mit einer neuen, erweiterten Dauerausstellung am 15. Februar 2020 wieder eröffnet.
Kontakt: hoelderlinturm@tuebingen.de
Öffnungszeiten:
Mo 11 bis 17 Uhr
Di und Mi geschlossen
Do bis So 11 bis 17 Uhr